Deutscher Tierschutzbund begrüßt EFSA-Empfehlungen für Hühner in der Landwirtschaft

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Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die umfassenden Empfehlungen, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Masthühner und Legehennen gestern vorgestellt und diskutiert hat. Die unabhängigen wissenschaftlichen Bewertungen der EFSA dienen der EU-Kommission als Maßstab für die anstehende Überarbeitung der EU-Tierschutz-Gesetzgebungen und müssen aus Sicht des Verbands auch bei der Novellierung der nationalen gesetzlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.

„Die EFSA stellt mit ihren Papieren die wesentlichen Defizite bei der Haltung und beim Umgang mit Hühnern in der konventionellen Landwirtschaft klar heraus und leitet sinnvolle Verbesserungen ab. So sind deutlich mehr Platz, Beschäftigungsmaterial und Strukturierung sowie ein Außenklimabereich etwa wichtige Punkte, die die Situation für die Tiere erheblich verbessern würden“, sagt Inke Drossé, Leiterin des Referats für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. „Diese wichtige wissenschaftliche Ausarbeitung darf die Politik bei den anstehenden Novellierungen auf Bundes- und EU-Ebene auf keinen Fall ignorieren!“

Bedürfnisorientierte Haltungs- und Zuchtbedingungen

Anders als in den aktuell geltenden Verordnungen in Deutschland und der EU sollten Hühner laut EFSA so gehalten werden, dass die Vögel ihr natürliches Verhalten ausleben können. Die Behörde fordert dafür Picksteine, erhöhte Ebenen, Sitzstangen und Rampen und betont die Wichtigkeit einer ständig trockenen Einstreu. Außenklimabereiche und Auslauf werden explizit empfohlen. Außerdem gibt die EFSA konkrete Empfehlungen für Besatzdichten, die endlich auch Regelungen für Elterntiere und Junghennen enthalten. Als besonders positiv begrüßt der Deutsche Tierschutzbund, dass zumindest bei Masthühnern auch die negativen Folgen der Hochleistungszucht klar herausgestellt und langsamer wachsende Zuchtlinien gefordert werden. Für verbesserte Kontrollen empfiehlt die EFSA die Erhebung tierbezogener Kriterien, die auch am Schlachthof erfasst werden sollen und anhand derer sich diverse Haltungs- und Zuchtprobleme verlässlich ablesen lassen. Bislang müssen solche Kriterien wie Lahmheiten, Verschmutzung oder Verhaltensauffälligkeiten nicht kontrolliert werden. Die Experten positionieren sich zudem klar gegen die in anderen Ländern noch immer verbreitete Käfighaltung und gegen Verstümmelungen wie das schmerzhafte Schnabelkürzen, das ebenfalls in anderen EU-Ländern noch praktiziert wird.

Zuchtprobleme bei Legehennen nicht berücksichtigt

Obwohl die Tierschützer die EFSA-Empfehlungen zum Großteil positiv einschätzen, fehlen dem Deutschen Tierschutzbund einige wichtige Punkte: Dass auch Legehennen unter der extremen Zucht leiden und die Eierlegeleistung begrenzt werden sollte, wird nicht klar thematisiert. Außerdem werden die Bruderhähne und ihre Bedürfnisse nur kurz erwähnt. „Insgesamt stellen die Vorschläge dennoch einen großen Schritt in die richtige Richtung dar“, so Drossé. „Die Papiere der EFSA stellen klar, dass bei Masthühnern und Legehennen EU-weit das gesamte Produktionssystem in seiner jetzigen Form höchst problematisch ist und an den Bedürfnissen der Tiere ausgerichtet werden muss, statt sie weiterhin an das System anzupassen!“