Bundesregierung scheitert erneut bei Reduzierung der Versuchstierzahlen

2019 wieder fast drei Millionen Tiere „verbraucht"

 

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Deutscher Tierschutzbund

Der Deutsche Tierschutzbund übt scharfe Kritik an der Bundesregierung, die es entgegen aller Versprechungen und Ziele ein weiteres Jahr versäumt hat, die Zahl der in Versuchen „verbrauchten“ Tiere zu verringern und endlich zielführende Maßnahmen zu ergreifen, um mittel- bis langfristig aus Tierversuchen auszusteigen. Im Gegenteil: Aktuell veröffentlichte Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigen, dass die Gesamtzahl der Tiere leicht gestiegen ist: 2019 wurden 2.202.592 Tiere in Versuchen verwendet, weitere 699.756 wurden ohne vorherige Versuche getötet, um ihre Organe und Gewebe zu verwenden. Damit wurden insgesamt 2.902.348 Tiere für wissenschaftliche Zwecke verwendet; im Vorjahr waren es 2.825.066 Tiere.

„Die Bundesregierung scheitert seit Jahren krachend daran, die Zahl der Tiere, die in Versuchen leiden müssen, zu verringern“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Damit wird sie ihren eigenen Ankündigungen im Koalitionsvertrag nicht gerecht, sich intensiv für die Erforschung und Anwendung von Ersatzmethoden einzusetzen und fühlt sich offensichtlich auch nicht an das gemeinsame Ziel der EU gebunden, dass Tierversuche langfristig ersetzt werden sollen. Die Bundesregierung muss endlich eine Ausstiegsstrategie erarbeiten, die vorsieht, tierversuchsfreie Forschung mit ausreichenden Fördergeldern zu bedenken statt jährlich Fördergelder im Milliardenbereich in Forschung zu pumpen, die auf Tierversuche setzt“, so Schröder.

Dass die Versuchstierzahlen nicht sinken führt der Tierschutzbund unter anderem darauf zurück, dass die zuständigen Behörden die Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit eines Tierversuchsantrags nicht eigenständig und unabhängig von den Angaben und Bewertungen der antragstellenden Wissenschaftler prüfen dürfen. Selbst nach einer Rüge durch die EU-Kommission und der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Deutschland scheut sich die Bundesregierung weiterhin davor, die gesetzlichen Regelungen zu Tierversuchen in Deutschland endlich mit den Vorgaben der EU in Einklang zu bringen.

Knapp die Hälfte der Versuchstiere für Grundlagenforschung verwendet

2019 diente mit 47 Prozent der Großteil der verwendeten Tiere nach wie vor der reinen Grundlagenforschung – also für Versuche ohne konkreten oder absehbaren Nutzen für den Menschen. Bei den verwendeten Tierarten kamen mit 69 Prozent vor allem Mäuse zum Einsatz, gefolgt von Fischen (14 Prozent) und Ratten (9 Prozent). Die Anzahl der Fische stieg von 227.434 im Vorjahr auf 394.115, also um ganze 42 Prozent. Aber auch 94.679 Kaninchen und 3.527 Hunde mussten in Versuchen leiden. Die Zahl der verwendeten Katzen lag bei 954 Tieren, eine Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.  Die Zahl der Affen stieg um 3 Prozent auf 3.443 Tiere. Insgesamt 111.596 Tiere, mussten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden erleiden. Bei fast einer Million Tiere wurde deren Erbinformation manipuliert, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen.