Flügel sind zum Fliegen da !

Einführung

Vögel in Gefangenschaft zu halten, um den Menschen zu erfreuen, muss eigentlich von jedem Tierschützer abgelehnt werden. Jedes Wildtier ist für die Freiheit geboren, wird aber von uns Menschen zu lebenslanger Gefangenschaft verurteilt. Das gilt für alle Kleintiere und in besonderem Maße für Vögel.

Vögel sind keine domestizierten Lebewesen wie Hund und Katze. Menschen können Ihnen nicht annähernd die Lebensbedingungen bieten, die sie in ihrem natürlichen Umfeld genießen. Leider ist es für viele Menschen völlig in Ordnung, Vögel in Käfige zu sperren, die nie groß genug sind und somit verhindern, dass die Tiere fliegen können, wie sie es in der Natur oft etliche Kilometer am Tag tun.

Seit Jahrhunderten werden Vögel gezüchtet, um sie für den Menschen noch attraktiver zu machen. Da gibt es etliche Farb- und Federvarianten. Noch bunter, noch exotischer. Z.B. wird bei Kanarienvögeln in Singschulen sogar die Stimme und Lautäußerung züchterisch verändert.

Oft weisen in Gefangenschaft gehaltene Vögel schwere Verhaltensstörungen auf. Denn Stress lässt sich bei Vögeln in Gefangenschaft nicht vermeiden. Die Tiere rupfen sich oder verstümmeln sich selber, manche werden trübsinnig oder aggressiv, viele versterben.

Es bleibt festzustellen, dass es nicht annähernd möglich ist, eine artgerechte Vogelhaltung zu gewährleisten. Trotzdem leben in Deutschland fast 6 Millionen Ziervögel.

Falls Du trotzdem einen gefiederten Mitbewohner aufnehmen möchtest, kaufe bitte keine Wildfänge oder Nachzuchten, sondern frage in den Tierheimen oder Auffangstationen. Informiere Dich genau über die Haltungsbedingungen und gebe den Tieren täglichen Freiflug über viele Stunden, denn Flügel sind zum Fliegen da!

Wellensittich

Wellensittich: Anschaffung

Wellensittiche sind Schwarmtiere und fühlen sich nur mit ihren Artgenossen wohl. In der Natur kommen Schwärme bis zu tausend Tieren vor. Die meisten Wellensittiche werden als Paar gehalten, aber einer artgerechten Haltung kommst Du erst mit einer Gruppe von sechs und mehr Vögeln nahe. Da kann sich ihr soziales Spektrum voll entwickeln und es wird den Tieren nicht langweilig.

Das Geschlechterverhältnis sollte ausgewogen sein und vom Alter und Temperament her zusammen passen. Wie bereits oben erwähnt, sollten Wellensittiche ausschließlich in Tierheimen oder Auffangstationen erworben werden.

 

Unterbringung

Es gibt Mindestmaße für einen angeblich artgerechten Käfig. 100 cm lang, 50 cm breit und  80 cm hoch für zwei Wellensittiche. Als Schlaf- und Futterplatz mag er ausreichen, aber nicht als ständiger Aufenthaltsort. Daher müssen die Vögel täglich über viele Stunden Freiflug genießen dürfen. Käfige dürfen nicht rund sein, da sich die Vögel dann nicht orientieren können. Käfige sollten Querstangen mit geringem Abstand haben. Da können die Vögel klettern ohne durch die Stäbe zu rutschen. Die Gitter sollten am besten aus Edelstahl sein. In den meisten anderen Gittern sind Giftstoffe verarbeitet. Hohe Käfige, die oft im Fachhandel angeboten werden, eignen sich ebenso wenig. Die Vögel fliegen ja nicht vertikal, sondern horizontal. Viel besser als ein Käfig ist eine große Voliere oder noch besser, ein eigenes Vogelzimmer. Im Haus gehaltene Vögel brauchen UV Licht. Spezielle Lampen bekommst Du im Fachgeschäft.

Die Einrichtung sollte möglichst naturbelassen sein. Keine Sitzstangen aus Plastik, sondern Äste von z.B. Kirsch- oder Apfelbäumen oder Weiden und Pappeln. Gründlich gereinigt und getrocknet bringen sie in unterschiedlichen Stärken und stabil angebracht, den Tieren eine artgerechte Sitz – und Anflugmöglichkeit.

Futter und Wasser sollte am besten in Keramik oder Edelstahltöpfchen gereicht werden. Als Einstreu empfiehlt sich Vogelsand oder unbehandeltes Buchenholzgranulat. Blumenerde oder gewöhnlicher Sand sind keine Alternative. Du kannst aus Naturmaterialien schönes Spielzeug selbst herstellen. Kleine Leitern, Brücken, Zweige und Anflugbretter. Tierschutzwidriges Zubehör wie Plastikvögel, Spiegel oder Glöckchen, braucht ein Wellensittich nicht. Trotz abwechslungsreicher Einrichtung sollte immer genug Platz zum Fliegen gegeben sein. Auch Bademöglichkeiten werden von den Sittichen gerne angenommen. Der Standort des Käfigs sollte hell und ruhig sein.

Keine Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung, nicht in der Nähe der Heizung, nicht in Schlafräumen oder Küche. Für andere tierische Mitbewohner darf der Käfig nicht erreichbar sein. Er sollte erhöht stehen und möglichst immer am gleichen Standort. 18 bis 20 Grad sind optimal.

Im Freiflug müssen die Vögel vor spitzen und lockeren Gegenständen geschützt werden. Es sollten mehrere feste Landemöglichkeiten bestehen. Alle Fenster müssen geschlossen sein und die Scheiben sichtbar gekennzeichnet, damit der Vogel nicht dagegen fliegt. Keine Gardinen oder andere Stoffe, auch hochflorige Teppiche worin sich der Vogel verfangen kann. Keine tiefen Gefäße mit Wasser, wie z.B. Gießkannen oder Blumenvasen. Schranktüren und Schubladen müssen sicher verschlossen sein. Keine brennenden Kerzen, keine vollen Aschenbecher und keine giftigen Zimmerpflanzen. Auch der Spalt hinter Schränken oder Couch können gefährlich werden. Am besten verschließt man alle Möglichkeiten oder erweitert sie, damit der Vogel sich alleine wieder befreien kann. Sei vorrausschauend und überlege gut, woran oder womit sich die Vögel eventuell verletzen könnten.

Die reine Außenhaltung ist ziemlich kompliziert. Die dafür im Handel angebotenen Volieren sind entweder zu klein oder nicht sehr standsicher. Da hilft nur der Eigenbau und dafür müssen schon handwerkliches Geschick und Materialkunde vorhanden sein. Zu einer Außenvoliere gehört eine Schutzhütte, in die sich die Vögel zurückziehen können. Das ist ein immenser baulicher und finanzieller Aufwand. Aber natürlich ist es mit genauer Planung und dem nötigen Fachwissen durchaus möglich. Aber kleinere Lösungen, wie einen gut abgesicherten Balkon oder die sogenannte Katzenloggia (die Erweiterung eines Fensters nach vorne. Wird speziell angefertigt), gibt den Vögeln die Möglichkeit, auch mal in der Sonne zu sitzen.

Ernährung

Wellensittichfutter besteht aus verschiedenen Hirsesorten, Grassamen, getrocknete Kräuter und Wildsamen. Das Futter sollte immer zuckerfrei sein und nur wenig Ölsaaten enthalten, damit die Tiere nicht dick werden. Man kann einen Teil des Futters auch keimen lassen. Dies wird von den Vögeln gerne genommen. Auch erkennt man daran, ob das Futter hochwertig ist. Es sollten mindestens 70% der Saaten keimfähig sein. Alle bunt eingefärbten Futtersorten sind zu meiden. Auch Futter mit Molkereiprodukten sollte nicht angeboten werden. Um den Vitaminbedarf der Vögel abzudecken, muss man frisches Gemüse anbieten. Auch ab und zu ein Stückchen Apfel oder Karotte bereichert den Speiseplan. Mineralstoffe nehmen die Vögel über Kalksteine, Grit oder Sepiaschalen auf. Dies dient den Vögeln auch als Verdauungshilfe. Mehr Infos findest Du hier.

Umgang

Wellensittiche sind keine Kuscheltiere. Um glücklich zu sein, brauchen Wellensittiche unbedingt ihre Artgenossen. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen kannst Du Deine Wellis aber an die Hand gewöhnen, aus der sie gerne kleine Leckerbissen nehmen. Wichtig ist der geduldige Umgang auch, damit der Vogel nicht panisch wird, wenn Du ihn aus dem Käfig nehmen musst. Das braucht eine geduldige und vorsichtige Annäherung und sehr viel Zeit. Wellensittiche können nicht sprechen, auch wenn das immer geglaubt wird. Sie sind Meister in der Lautbildung,  dies ist genetisch verankert und ist für die Partnersuche und die Sozialkontakte unerlässlich. Wenn einzelne Wellensittiche menschliche Laute nachahmen, ist dies ein Ausdruck höchster Not, Einsamkeit oder Fehlprägung, es sei denn, dass er genug Kontakte zu seinem Schwarm hat. Die Kommunikation im Schwarm ist essenziell. Darüber hinaus sind Wellis aber auch sehr menschenfreundlich und es gibt den ein oder anderen, der Spaß daran hat, den Menschen sprachlich nachzuahmen.

 

Pflege

Der Käfig sollte täglich nach Futterresten abgesucht und diese entfernt werden. Grobe Verschmutzungen in und um den Käfig entfernen, Futterschalen und Wasserschalen reinigen und frisch auffüllen. Wöchentlich sollte die Einstreu gewechselt werden, die Bodenschale heiß ausgewaschen und nach der Trocknung neu eingestreut werden. Käfig mit allem Zubehör feucht und möglichst heiß reinigen, besonders die Sitzstangen und eventuelles Spielzeug. Monatlich sollte der Käfig eine Komplettreinigung erfahren., indem man ihn heiß abbraust und eventuell auch desinfiziert. Der Käfig sollte immer gut nach  eventuellen Verletzungsmöglichkeiten abgesucht werden. Die Vögel solltest Du täglich genau in Augenschein nehmen. Bewegen sie sich normal, fressen sie, sind sie neugierig und „unterhalten“ sie sich mit den anderen Sittichen? Sieht das Gefieder gesund aus, sind die Augen klar und die Krallen intakt? Können sie fliegen? Bei den geringsten Anzeichen, dass ein Vogel krank sein könnte, kontaktiere bitte einen vogelkundigen Tierarzt.

 

Was ist sonst noch wichtig?

Um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, sollte man keine Höhlen oder  Nistkästen anbieten. Wellensittiche sind Höhlenbrüter, daher sind auch alle Möglichkeiten zu nisten, wie z.B. eine dunkle Regalecke oder ein Spalt hinter einem Schrank, beim Freiflug zu sichern. Findet die Henne keinen geeigneten Brutplatz vor, wird sie auch nicht brüten. Sollte es doch zur Eiablage kommen, kann man die Eier austauschen. Bitte sprich mit einem vogelkundigen Tierarzt, damit dies unschädlich für die Henne geschehen kann. Normalerweise einmal im Jahr für ca. vier bis sechs Wochen mausern sich die Wellensittiche. Das kann zu jeder Jahreszeit auftreten. Dieser Vorgang ist normal. Viel Wissenswertes um die Mauser findest Du hier: www.sittiche.de ebenso über die zahlreichen heilbaren und unheilbaren Krankheiten, die einen Wellensittich ereilen können.

Hier entsteht neuer Inhalt

Wir arbeiten stets an neuen und aktuellen Inhalten. Informationen zu Nymphensittichen, Kanarienvögeln, Agaponiden und Papageien wird schnellstmöglich verfügbar sein.