Möchtest du wirklich Tierhaut tragen?

Wenn man heute Frauen in Deutschland fragen würde, ob sie sich einen Pelzmantel kaufen würden, wären wahrscheinlich die Meisten empört und würden die Frage verneinen. Komischerweise scheinen aber Pelzbesatz und Mützenbommel Niemandes Missfallen zu erregen. Überall sieht man in den Wintermonaten diese fragwürdige „Mode“. Und wenn man nachfragt, ist es immer Kunstpelz….darauf hätte Frau/Mann extra geachtet. Aber geht das überhaupt? Mehr als 100 Millionen Tiere sterben jährlich für die Pelzmode! Wie kommen diese Zahlen zustande, wenn jeder Besatz oder Bommel aus Kunstfell  ist? Weil die Industrie uns belügt!

Zwar gibt es in Deutschland zum Glück keine Pelzfarmen mehr, aber im europäischen Ausland wie in Dänemark, Finnland, Schweden und Polen. Russland und China gehören mit zu den größten Pelzlieferanten. Nerze, Marderhunde, Füchse, Chinchillas, Robben, Bieber, Waschbären u.a., zunehmend auch Katzen, Kaninchen und Hunde werden in winzigen Drahtkäfigen zu tausenden gehalten.
 

Sie stehen mit ihren empfindlichen Pfoten auf einem Drahtgeflecht und atmen den Geruch ihrer eigenen Ausscheidungen 24 Stunden ein. Es gibt keine Möglichkeit sich artgerecht zu verhalten. Das führt zu schlimmen Verhaltensstörungen bis hin zur Selbstverstümmelung oder Kannibalismus. Die Tötungsarten der Pelztiere zielen immer auf die Unversehrtheit des Pelzes. Die Tiere werden vergast, Stromstöße durch den After und Mund gejagt oder ihre Schädel werden zertrümmert. Oft führt das nicht zum Tod und die Tiere werden bei lebendigem Leib gehäutet und danach lebend auf den Kadaverhaufen geworfen. Auch die Bejagung von Füchsen z.B. dient der Pelzindustrie.

Ein unbeschreibliches Leid für Mode?

An Textilien, Schuhen und Accessoires findet sich mehr echter Pelz als Kunstpelz. Das haben Recherchen ergeben. Und trotz Handelsverbot in der EU von Hunde-und Katzenfellen finden sich diese häufig. Die Industrie und der Handel verdunkeln die Verarbeitung von Pelz. Sie deklarieren falsch (also als Kunstpelz) oder gar nicht. Das ist verboten, unterliegt aber so gut wie keiner Kontrolle. Artikel "Die Wahrheit über Pelz" von Vier Pfoten.

Tierschützer und verantwortungsbewusste Menschen sollten kein Pelz kaufen. Das Prüfen auf echten- bzw. Kunstpelz ist für Laien schwierig. Verkäuferinnen und Verkäufer sind nicht glaubwürdig und verlässlich informiert. Viele Modelabels sind bereits pelzfrei. Hilf mit, dass es immer mehr werden. Kaufe nichts mit Pelzbesatz, auch wenn man dir versichert es sei Kunstpelz! Mache Freunde und Verwandte aufmerksam: Pelzprodukte basieren immer und ausnahmslos auf Tierleid!

Gift im Pelz

Aber Pelz schadet nicht nur den Tieren, auch der Verbraucher ist betroffen. Pelz ist oft extrem mit Chemikalien belastet. Auch in Kinderkleidung! Siehe hier:

Gift im Pelz – Neuer Schadstofftest zeigt Gefahren für Verbraucher und Beschäftigte im Handel (Hintergrundinformation: Gesundheitsgefährdende Chemikalien in Pelzprodukten)

Hamburg, 5. Dezember 2011 - Die derzeit in Deutschland, der Schweiz, Österreich und anderen EU-Ländern verkauften Bekleidungsstücke aus Tier-Pelzen sind meist gesundheitlich bedenklich. Die Pelzanteile bei Mänteln, Kragen, Kapuzen oder Schals enthalten meist hohe Konzentrationen gefährlicher Chemikalien. Dies belegt ein neuer umfassender Test von über 35 Pelzartikeln in dem Schadstoffe nachgewiesen wurden, die Krebs, Fortpflanzungsbeeinträchtigungen, Allergien, Nervenschäden, Schleimhautreizungen oder Hormonstörungen auslösen können. Die Gifte stammen aus den in der Pelzverarbeitung üblichen chemischen Gerb-, Konservierungs-, Reinigungs- und Färbeprozessen. Rückstände wie Formaldehyd, Alkylphenole, Schwermetalle und Polyzyklische Aromaten verbleiben über längere Zeiträume in den Pelzen und gefährden die Gesundheit der Verbraucher und der Beschäftigten im Handel. Die Behauptung der Pelzindustrie, dass Pelz ein Naturprodukt sei, hat VIER PFOTEN mit der am 5. Dezember 2012 veröffentlichten Studie „Gift im Pelz II“ eindeutig widerlegt.
 

VIER PFOTEN testet Pelzkleidung auf Schadstoffe

Pelz ist nicht nur Tierquälerei, sondern kann auch die Gesundheit des Menschen gefährden. Wie hoch die Schadstoffbelastung vieler Pelzprodukte im Handel wirklich ist und welche Gesundheitsrisiken sie bergen können, zeigt der von VIER PFOTEN und EcoAid herausgegebene Report „Gift im Pelz II“. 35 Pelzartikel wie Jacken, Mützen und Kapuzenumrandungen aus Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Rumänien und der Schweiz wurden 2011 im Einzelhandel gekauft und auf bedenkliche Stoffe untersucht. Internationale Modelabels wie Gucci, Burberry oder Max Mara waren ebenso vertreten wie große nationale Modeketten. Auch Kinderkleidung ist von einem zertifiziertem Fachlabor getestet worden. Die Pelze stammten von Nerz, Marderhund und Fuchs, den am häufigsten in Pelzfarmen gehaltenen Tierarten, in zwei Fällen handelte es sich um Robben- bzw. Nutriafell. Nachdem VIER PFOTEN bereits 2010 Pelzprodukte auf giftige Rückstände prüfen ließ, zeigt die neue umfassendste chemische Untersuchung von Pelzkleidung in Europa wieder alarmierende Ergebnisse. Laboranalyse einer Pelzprobe im Bremer Umweltinstitut.
 

Fehlende Grenzwerte - fehlende Kontrollen

Das häufige Auftreten bedenklicher Stoffe bei Leder oder Textilien ist gemeinhin bekannt. Dagegen fehlen für Pelze aussagekräftige Informationen zur Chemikalienbelastung. Von staatlicher Seite werden Pelze nur selten überprüft. Im dem nun veröffentlichten Report wurde daher jede nachgewiesene Chemikalie in einem Pelzartikel einer dreifachen Bewertung unterzogen: Nach einem selbst festgelegten Richtwert, nach freiwilligen Standards der Bekleidungs- und Lederindustrie sowie nach gesetzlichen Vorgaben, sofern diese verfügbar waren.
 

Pelze enthalten gefährliche Chemiecocktails

Insgesamt wurden 15 gesundheitsgefährdende Schadstoffe und Chemikaliengruppen, darunter Formaldehyd, Alkylphenolethoxylate oder Polyzyklische Aromatische Wasserstoffe (PAK) im Labor nachgewiesen. Der Großteil der untersuchten Pelzproben ist derart mit
bedenklichen Chemikalien belastet, dass eine Gesundheitsgefährdung von Verbrauchern und Angestellten nicht ausgeschlossen werden kann. Bei stark belasteter Ware sind Beeinträchtigungen der Gesundheit sogar wahrscheinlich. Offensichtlich hat die Pelzbranche aus den beunruhigen Ergebnissen der Vorjahresuntersuchung keine Konsequenzen gezogen. Die Belastungen der 2011 untersuchten Pelze sind im Vergleich zur Untersuchung von 2010 eher gestiegen:

  • 14 % sind „sehr stark belastet, gesundheitlich sehr bedenklich“ (Note 4)
  • 83 % sind „stark belastet, gesundheitlich bedenklich“ (Note 3)
  • 3 % sind „belastet, nicht empfehlenswert“ (Note 2)
  • 0 % sind „ohne Beanstandung“ (Note 1)

In 12 Fällen sind die Belastungen der Pelze so hoch, dass VIER PFOTEN Anzeige bei den zuständigen Behörden erstattet.
 

Kinderjacke: Spitzenreiter beim Schadstoffgehalt

Das am stärksten belastetste Kleidungsstück ist eine aus Österreich stammende Kinderjacke der italienischen Marke DIADORA. Die Kapuzenumrandung aus Marderhundpelz weist sowohl den höchsten Formaldehyd- als auch den höchsten NPEO-Anteil (Alkylphenole und –ethoxalate) der gesamten Untersuchung auf.

Die Werte sind so hoch, dass die Jacke auf Grundlage gesetzlicher Richtwerte in Europa nicht vermarktet werden dürfte.
 

Die häufigsten und gefährlichsten Schadstoffe

Formaldehyd: Formaldehyd ist leicht einzuatmen, krebserzeugend und kann Allergien auslösen. Es ist eine der am häufigsten und in hohen Konzentrationen in den Pelzprodukten nachgewiesene Chemikalie. Der höchste Wert lag bei 550 Milligramm pro Kilogramm und damit noch deutlich höher als der im Jahr 2010 gemessene Höchstwert (450 mg/kg). 74 % der Proben waren stark bis sehr stark belastet.

Alkylphenole und –ethoxalate: Ähnlich wirksam wie Östrogen können die Stoffe in das Hormonsystem des Menschen eingreifen. In allen Pelzprodukten wurden die Chemikalien nachgewiesen, 94% waren stark bis sehr stark belastet. Mit bis zu 2500 mg/kg lagen die Konzentrationen an der Spitze aller Messwerte. Die Anwendung von Alkylphenolethoxylaten ist in der EU verboten. Sollten die Pelze in der EU verarbeitet worden sein, dürften sie zudem nur maximal 1000 mg/kg enthalten. Bei 14 % Prozent der Proben besteht daher vermutlich ein Gesetzesverstoß.
 

Polyzyklische Aromatische Wasserstoffe (PAK): 17 % der Pelze waren mit krebserregenden Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) stark belastet.

Weitere Schadstoffe: In vielen Proben wurden weitere gefährliche Stoffe wie Schwermetalle, Amine, Konservierungsmittel, Chlorparafine und Organozinnverbindungen in bedenklichen Konzentrationen festgestellt. Bei einer Schweizer Nerzmütze wurde sogar das international verbotene DDT nachgewiesen.
 

VIER PFOTEN und die Studienautoren von EcoAid empfehlen

Verbraucher sollten nicht nur aus Gründen des Tierschutzes sondern auch aus Gründen eines vorsorglichen Gesundheitsschutzes auf den Kauf von Pelzartikeln verzichten.

Auszug aus:
Vier Pfoten - Pelzindustrie

Weitere Information:
Tierschutzbund - Pelz
Peta - Pelz
WDR - Die Wahrheit über Pelz