„Wir sind sehr froh und erleichtert, dass die Senatorin klare Kante zeigt und den leidvollen Affenversuchen in Bremen einen Riegel vorschiebt“, kommentiert Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins. „Wir hoffen sehr, dass die Grausamkeiten, die Affen - unseren nächsten Verwandten – in Bremen im Namen der Forschung angetan werden, nun endlich ein Ende haben und dass die Justiz bei einer möglichen Berufung nicht einknickt.“ Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes ergänzt: „Der Ausstieg aus den Affenversuchen ist lange überfällig. Die Entscheidung der senatorischen Behörde ist vorbildlich und wichtig – auch dafür, wie Tierversuche bundesweit bewertet werden müssen, insbesondere, wenn ein möglicher Erkenntnisgewinn nicht absehbar ist.“ Es sei an der Zeit, die Forschung auf einen humanen, modernen Weg zu bringen. „Diese Neuausrichtung muss durch den Bremer Senat, die Forschungsgesellschaften und den Bund dringend mit den nötigen finanziellen Mitteln unterstützt werden“, fordert Schröder.
Schwer belastende Hirnversuche sind ethisch nicht vertretbar
Nach eigener Aussage kam die senatorische Behörde nach umfassender Prüfung von Kreiters Antrag für seine Versuchsvorhaben und der Beauftragung verschiedener Gutachter zu dem Schluss, „dass die Belastung der Versuchstiere nicht durch den angestrebten Erkenntnisgewinn gerechtfertigt werden kann und das Versuchsvorhaben damit ethisch nicht vertretbar ist.“ Auch im Rahmen der Grundlagenforschung sei ein zu erwartender Erkenntnisgewinn in zeitlicher Nähe erforderlich, um Tierversuche zu rechtfertigen. Die klinische Verwendbarkeit des angestrebten Erkenntnisgewinns sei ungewiss. Dass schwere Leid, das den Affen zugeführt wird, könne möglicherweise zudem die Ergebnisse verzerren.
Jahrzehntelanger Rechtsstreit
Ob die Tierversuche in der Hansestadt nun tatsächlich ein Ende finden, bleibt abzuwarten. Die Versuche werden seit Beginn von Protesten und einem jahrzehntelangen Rechtsstreit begleitet, an dem auch der Deutsche Tierschutzbund maßgeblich beteiligt war. Die Bremer Gesundheitsbehörde hatte die beantragten Versuche bereits mehrfach abgelehnt, der Senat sprach sich mehrmals für einen Ausstieg aus. Kreiter klagte sich durch die gerichtlichen Instanzen und erwirkte 2014 eine Genehmigung vor dem Bundesverwaltungsgericht. „Es wäre wünschenswert, wenn seitens der Bremer Universität der Wille der Bevölkerung und die Entscheidung der Politik endlich akzeptiert würde“, kommentiert Wohner-Mäurer.
Hintergrund: Affenversuche an der Universität Bremen
Für die Affenversuche wird den Makaken die Schädeldecke geöffnet und ein Haltebolzen in den Schädelknochen zementiert. Daran wird der Kopf festgeschraubt, damit die Affen ihn nicht bewegen können. Messelektroden, die operativ ins Gehirn eingesetzt werden, registrieren dabei die Hirnströme der Tiere, während diese in engen Plexiglaskästen sitzen und am Computerbildschirm Aufgaben lösen müssen. Die Tiere müssen nicht nur die Schmerzen durch die Eingriffe ertragen: Um sie zur Mitarbeit zu zwingen, lässt man sie außerdem dursten und gibt ihnen nur dann tropfenweise Flüssigkeit, wenn sie ihre Aufgaben richtig lösen. Während der Versuche verbringen die Affen täglich bis zu sechs Stunden fixiert im Kasten. Die Tiere machen die Versuche nur so lange mit, wie sie durstig sind. Die Affen müssen diese monotonen Aufgaben Tag für Tag über Jahre hinweg ertragen. Danach werden die Tiere getötet und ihre Gehirne werden untersucht.