Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund: „Solange die Plattformbetreibenden es ermöglichen, dass Tiere online angeboten und gekauft werden, ermöglichen sie spontane und unüberlegte Tier-Anschaffungen. Wenn Sicherheitsmaßnahmen wie eine Identitätsprüfung der Verkäufer fehlen, öffnen die Plattformen auch dem illegalem Tierhandel Tür und Tor. Sie verantworten damit erhebliches Tierleid und vermeidbare Probleme, die auch auf die uns angeschlossenen und bereits überlasteten Tierheime zurückfallen. Bis ein längst überfälliges gesetzliches Verbot oder zumindest eine Einschränkung des Onlinehandels mit Tieren kommt, müssen die Plattformbetreibenden selbst den Schutz der Tiere sicherstellen.“
Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA Deutschland: „Der Onlinehandel mit fühlenden Lebewesen floriert massiv. Auf den größten Plattformen werden monatlich etwa 20.000 Welpen angeboten - viele von ihnen stammen von kriminellen Händler*innen. Doch nicht nur Hunde sind vom Onlinehandel stark betroffen, sondern unzählige weitere Lebewesen. Das muss endlich gestoppt werden. Wir fordern daher ein dringendes Verkaufsverbot von Lebewesen im Internet.“
Katharina Lameter, Kampaignerin bei Pro Wildlife: „Im Internet können Wildtiere wie Karakal, Papagei, Python, Fisch, Vogelspinne & Co. schnell und einfach gekauft werden. Sowohl aus Tier- als auch aus Artenschutzsicht ist das hoch problematisch: Zum einen sind keine Vorkenntnisse nötig und Informationen über die Bedürfnisse der Tiere fehlen häufig – Haltungsfehler sowie das Aussetzen oder die Abgabe von Tieren sind da vorprogrammiert. Zum anderen ist eine Überwachung der Angebote durch die Behörden nicht möglich. Der Online- und Versandhandel mit Wildtieren muss daher sofort beendet werden.“
Stefanie Köppl, Referentin für Bundespolitik bei VIER PFOTEN: „Beim Onlinehandel mit Tieren stellt besonders die Anonymität eines der größten Probleme dar. Im Kampf gegen den illegalen Tierhandel ist es notwendig, dass Tiere nur dann auf Online-Plattformen verkauft werden dürfen, wenn die Identität ihrer Anbieter*innen validiert wurde. In Kombination mit einer gesetzlich eingeführten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht wären aktuelle und vergangene Halter*innen eindeutig zuzuordnen. Zudem sind die beliebtesten Tiere auf Online-Plattformen häufig zu den Qualzuchten zu zählen. Dem sollten die Plattformen einen Riegel vorschieben, indem sie qualgezüchtete Rassen auf eine Blacklist setzen. Tiere, die als Qualzuchten gelten, leiden oft ein Leben lang und wir sehen hier nicht nur den Gesetzgeber, sondern auch die Plattformen in der Pflicht, dieses Leid zu beenden.“
Ariane Kari, Beauftragte der Bundesregierung für Tierschutz: „Der heutige Termin war wichtig. Denn auch, wenn der aktuelle Referentenentwurf zur Novellierung des Tierschutzgesetzes positive Aspekte in Bezug auf die Regulierung des Onlinehandels enthält, ist dieser nicht weitgehend genug, um den vielfältigen Tierschutzproblemen des Onlinehandels mit Tieren entgegenzuwirken. Denn beispielsweise würden Tierkäufe über Social Media durch den bisherigen Entwurf nicht erfasst, sind aber relevant. Aber auch weitere inhaltliche Ausgestaltungen sind notwendig, hier muss politisch nachgebessert werden! Tierschutz ist seit mehr als zwanzig Jahren als Staatsziel im Grundgesetz verankert und der Schutz der Tiere muss gesellschaftlich getragen werden. Ich sehe Verantwortung den Tieren gegenüber also auch bei den Onlineplattformen.“
Nach dem Termin zeigten sich die Tierschutzorganisationen zuversichtlich, dass der konstruktive Austausch fortgesetzt werde. Sie erwarten, dass weitere Fortschritte im Sinne des Tierschutzes gemeinsam mit den Plattformbetreibern gemacht werden können – bis die Politik bindende Vorschriften für den Onlinehandel mit Tieren schafft. Enttäuscht zeigten sich die Tierschützer jedoch über das Fernbleiben einiger anderer großer Plattformbetreiber wie Terrraristik.com, Markt.de, Quoka, Facebook, Tiktok und Instagram. Sie reagierten nicht auf die Einladung zum Runden Tisch, was an ihrer Bereitschaft Verbesserungen zum Wohl der Tiere einzuführen, zweifeln ließe, so die Organisationen.