„Nach mehr als 24 Jahren Tierschutzarbeit in Rumänien, zuletzt über zehn Jahre unter dem Tötungsgesetz, ist das von uns angestoßene Modellprojekt ein richtungsweisender Schritt“, kommentiert Matthias Schmidt, Vorsitzender der Tierhilfe Hoffnung. „Mit dem Projekt setzen wir den Fokus auf die Kastration der Hunde, die ein Zuhause haben. Diese Tiere vermehren sich unkontrolliert und sorgen für immer neuen Zuwachs bei den Straßenhunden, welche dann Gefahr laufen, in Tötungsstationen zu landen. Nimmt die Zahl der Hunde auf den Straßen durch das Projekt ab, haben wir die Hoffnung, dass zukünftig weniger Straßenhunde in den Tötungsstationen landen, sondern nach ihrer Kastration wieder freigelassen werden dürfen.“
„Die Kastration ist der Schlüssel im Kampf gegen Leid und Tod der Straßenhunde“, ergänzt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir sind froh und stolz, dass die von uns erarbeiteten Vorschläge für das Modellprojekt nun umgesetzt werden. Ziel muss sein, die mehr 140 Tötungsstationen in Rumänien zu Kastrations- und Registrationszentren umzurüsten. Nur so lässt sich die Hundepopulation tierschutzgerecht und nachhaltig in den Griff bekommen.“
Bei der feierlichen Eröffnung des Kastrations- und Registrationszentrums der Tierhilfe Hoffnung betonte der Direktor der regionalen Veterinärbehörde, Dr. Sorin Sorescu, den klaren Auftrag an die Behörden und Tierärzte, die Kennzeichnung und Registrierung, Impfung und Kastration der gehaltenen Hunde im Landkreis sicherzustellen. Gleichzeitig sind die kommunalen Verwaltungen angehalten, auch Verantwortung für „ihre“ Straßenhunde zu übernehmen. Mittlerweile besteht in Rumänien die Möglichkeit, herrenlose Hunde auf juristische Personen, wie Städte oder Gemeinderäte, zu registrieren – was im besten Fall auch das Wiederfreilassen möglich machen könnte. Das Wiederfreilassen von Straßenhunden nach einer Kastration ist in Rumänien aktuell nicht zulässig. Im Tierheim „Smeura“ der Tierhilfe Hoffnung leben daher aktuell mehr als 6.000 Hunde.
Hintergrund:
Der Deutsche Tierschutzbund ist zusammen mit der Tierhilfe Hoffnung, die das weltgrößte Tierheim „Smeura“ im Landkreis in Argeș betreibt, seit Jahren in Rumänien für die Straßentiere aktiv. In Gesprächen mit Politikern und Veterinärbehörden setzen sich die Tierschützer für das Prinzip „Fangen, Kastrieren, Freilassen“ ein. Unterstützt werden sie dabei von deutschen Politikern, u.a. Anette Kramme (parlamentarische Staatsekretärin & MdB), die die Delegationsreise seit Jahren begleitet, und mittlerweile auch von der Deutschen Botschaft in Bukarest.
Mit Blick auf das von der Tierhilfe Hoffnung vorgeschlagene und gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund erarbeitete Modellprojekt, hatten die rumänischen Veterinärbehörden 2023 eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht, die die Einhaltung der Pflichten durch Hundehalter im Landkreis Argeș stärken soll. Zwar besteht seit 2013 bereits eine landesweite Pflicht zur Kastration, Kennzeichnung und Registrierung sowie zur Tollwutimpfung für Besitzertiere, jedoch verhindern diverse sozialpolitische Faktoren die Umsetzung: etwa Vorbehalte gegenüber der Kastration, Armut in der Bevölkerung, fehlendes Wissen und fehlende Kontrollen. Tierärzte und Behörden im Landkreis Argeș erhalten durch die Gesetzesänderung und ergänzt um die Vereinbarung für das Modellprojekt nun einen expliziten Auftrag zur Umsetzung der bestehenden Pflichten. Die kommunalen Verwaltungen werden außerdem angehalten, die Kastrationen, Kennzeichnungen und Registrierungen zu finanzieren.